Tatort Norddeutschland – Feuerteufel

Tatort Norddeutschland - Feuerteufel

Regie: Özgür Yildirim

Wieder mal brennt nachts ein Auto in einem noblen Stadtteil von Hamburg. Fast schon Routine mittlerweile, aber diesmal passiert, was schon lange befürchtet wurde: Ein Mensch stirbt.

Eine Frau, die offensichtlich in ihrem Wagen eingeschlafen war, kann sich nicht rechtzeitig aus dem brennenden Auto retten. Kommissar Thorsten Falke übernimmt die Ermittlungen und sieht sich mit einer explosiven Stimmung in Hamburg konfrontiert. Eine Bürgerwehr bildet sich, die autonome Szene ist in Aufruhr und es brennt weiter.

Hilfe bei den Ermittlungen bekommt Falke von der jungen Ermittlerin Katharina Lorenz. Als Expertin im LKA/2 ist sie zuständig für die Bearbeitung von Brandfällen. Je mehr Zeit es braucht, den Fall zu lösen, desto mehr gerät die Stimmung in Hamburg außer Kontrolle …

Quelle: https://www.daserste.de/unterhaltung/krimi/tatort/sendung/tatort-feuerteufel-120.html

DE • 2013 • TV-Film • 85 Min.

Drehbuch: Markus Busch
Regie: Özgür Yildirim
Produktion: Wüste Medien
Sender: NDR

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Nominierung für den ,Jupiter Award 2014  • Kategorie Bester Nationaler Fernsehfilm

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DIE WELT

Und so steht er in „Feuerteufel“ eines Morgens vor einem abgebrannten BMW neben dem eine tote Frau liegt. Wir kennen das Gesicht des Täters, wir haben – auf einem Handy-Video, dass der Täter dreht – einen Arm sich heben sehen im brennenden Auto, haben den Täter verzweifelt rufen hören. Wir glauben zu wissen, was passiert ist.
Zurück auf die Straße
Es ist heiß in Hamburg. Die Nächte scheinen zu glühen. Überall in den Büros kreiseln Ventilatoren. Und die Stadt kocht nicht nur, sie brennt. Die Bürger machen mobil gegen die Brandanschläge und die Autonomen, die sich falsch verdächtigt fühlen, gegen die Bürger.

Falke bekommt eine extrem langbeinige, extrem blonde, aber auch extrem patenten Kollegin (Petra Schmidt-Schaller) aus dem Osten als Partnerin , die er erst nicht ernst nimmt. Und Falke muss mit seinem vollgemüllten Citroen (ein Schimanski-Zitat) zurück dahin, wo er her kommt, in den sozialen Brennpunkt. Zurück auf die Straße. Denn die Wahrheit in diesem „Tatort“ ist nicht im Verhörraum, nicht im Wohnzimmer eines Verdächtigen („Wo waren Sie Freitag?“) oder an der Wurstbude. Die Wahrheit von „Feuerteufel“ ist aufm Platz.
Ein Großstadtnoir ist das, was Markus Busch (einer der Lieblingsdrehbuchschreiber von Dominik Graf) und der durch den Sido-Film „Blutzbrüdaz“ im Kino bekannt gewordene Fernsehspieldebütant Özgur Yildirim, da gedreht haben.
Leise melancholisch, sehr menschenfreundlich, bemerkenswert entspannt in der Figurenentwicklung. Schön geschnitten, in fabelhaften Farben ausgeleuchtet. Der Selbstironie fähig. Den Fall immer im Auge. Und dunkel glüht der Himmel über allem und allen und den Straßen von Hamburg.
Kann so weiter gehen mit Falke. Halt durch, Dicker.

TITTELBACH.tv

Wotan Wilke Möhring spielt Thorsten Falke, den zweiten Hamburger „Tatort“-Kommissar, der 2013 an den Start geht. Er ist ein Straßenbulle und zugleich ein verträglicher Typ, kein Einzelgänger, kein einsamer Wolf. Möhring stellt uns seinen Kommissar nicht vor, er lebt ihn. „Feuerteufel“ ist anders spannend als ein konventioneller TV-Krimi. Atmosphäre und Authentizität werden groß geschrieben im TV-Debüt von Özgür Yildirim („Chico“). Fazit: realistisch, impulsiv, sinnlich & ein Ermittler, an dem man noch viel Freude haben wird!

Wotan Wilke Möhring spielt den zweiten neuen Hamburger „Tatort“-Kommissar in diesem Jahr. Sein Falke ist ein „guter Junge“, obwohl seine Herkunft auch unschwer einen Kriminellen aus ihm hätte machen können. Auf jeden Fall ist er einer, der nicht über Gebühr herumzickt. Also raufen sich Falke und seine junge Kollegin Katharina Lorenz recht schnell zusammen – und mehr noch: sie nähern sich durchaus menschlich und methodisch an. Denn Falke ist ein verträglicher Typ, kein Einzelgänger, kein einsamer Wolf, sondern einer (um im Bild des ersten Falles zu bleiben), der für Freunde durchs Feuer geht. „Feuerteufel“ ist ein Charakterkrimi, der seine beiden Ermittler sehr stimmig und stimmungsvoll einführt.
Atmosphäre und Authentizität werden groß geschrieben im Fernsehdebüt von Özgür Yildirim, der mit seinen wuchtigen Milieufilmen „Chico“ und „Blutzbrüdaz“ im Kino von sich reden machte. Wotan Wilke Möhring deutet bereits in vielen Szenen das Potenzial seiner Figur an. Bei ihm werden Vita und Backstory nicht aus dem Textbuch gespielt, vielmehr zeigt der Schauspieler in der Art, wie sich sein Falke verhält, wie er seine Gesichtsmuskeln zucken lässt und was für Situationen dieser in seiner Freizeit sucht, woher er kommt und wohin er im „Tatort“ gehen wird. Möhring stellt uns seinen Kommissar nicht vor, er lebt ihn. Petra Schmidt-Schaller als Katharina Lorenz bleibt wie ihrer Figur nichts anderes übrig als nur zu reagieren. Aber auch sie macht das nicht laut, sondern ebenfalls sehr fein nuanciert.
Özgür Yildirim über den angestrebten Filmstil:
„Meine Vorstellung war es, den Film in Richtung Neo-Noir zu bringen und ihn wie diese Filme speziell aus den 70er- und 80er-Jahren zu erzählen, vor allem was den Umgang mit Schatten und Licht und Zooms angeht. Wir haben gesagt, es muss ein moderner Film Noir sein, ein Großstadtfilm – und es muss heiß sein. Aber es war leider nicht heiß, als wir gedreht haben, sodass wir das künstlich herstellen mussten mit Ventilatoren und Jalousien-Schatten und viel Licht von außen.“

„Feuerteufel“ ist anders spannend als ein konventioneller TV-Krimi. Der Zuschauer kennt den Schuldigen, sieht, wie dieser, ein junger Mann, der seiner Freundin imponieren möchte, von der tragischen Situation angetrieben wird zu weiteren unheilvollen Aktionen. Erst nach einer Stunde finden die beiden Erzählstränge der Kommissare und des jugendlichen Straftäters zusammen. Özgür Yildirim spricht denn auch von „Figuren, die wie in einem klassischen Ensemblefilmstil erzählt werden“. An diese fast episodische Dramaturgie hat der 33jährige Regisseur auch die Filmsprache angepasst. Die Kamera sucht stets das Extreme, den Gegensatz. Gleich zu Beginn lodern und flackern Flammen in Bild füllender Detailaufnahme; später leuchten die Lichter der Großstadt in kinohaften Totalen. Gespielt wird mit Licht und Schatten, mit rotstichigen Bildern, mit Sounddesign und Musik, die atmosphärisch flächig über den Szenen liegt. Dass die Bildebene aber nicht nur als Impulsgeber für den Zuschauer da ist, sondern dass sie auch sehr viel über die Protagonisten aussagt, zeigt vor allem die liebevolle Ausstattung. Fazit: ein ungewöhnlicher „Tatort“, realistisch, impulsiv, sinnlich – und ein Ermittler im Zentrum, an dem der Zuschauer noch viel Freude haben dürfte.